Ein weiterer Etappensieg für Apple! Die taz verkündete heute, als erste große deutsche Nachrichtenzeitung ihre Printausgabe über den iBookstore auch online verfügbar zu machen. Für immerhin 99 Cent. Kann so ein zukünftsfähiges Finanzierungsmodell funktionieren? Ganz so leicht wird es sicher nicht gehen. Der Schritt, den die taz hier geht, hat dennoch Pionierscharakter.
Abzuwarten bleibt, wie die Vermarktung des Angebots vorangetrieben werden soll. Der Weg, auf dem ich heute davon erfahren habe, ist sicher eher ein Nischen- denn ein Mainstreamweg. Über die Funktion „Buschfunk“ bei StudiVZ teaserte das Medien-Portal Meedia:
Der Link führt zu einer knappen und sachorientierten Zusammenfassung des doch ziemlich ausschweifenden Posts
Die taz als iBook für das iPad
im internen Blog des Tazverlags. Da sich hier der der Unterschied zwischen subjektiven Kommentar bzw. Blog und Meldung bzw. Nachricht gut zeigen lässt, habe ich beide Artikel auf die gleiche Bildlänge skaliert. Wo Meedia noch gut lesbar ist, kann man den Post von Matthias Broecker kaum mehr als textliche Information identifizieren…
Nun, worauf es aber eigentlich ankommt und damit zurück zum Thema – ist die Bedeutung dieses Launches. Finanzierungungsmodelle für guten Journalismus im Web sind rar, nur die allerwenigsten deutschsprachigen Onlineredaktionen können sich aus eigener Kraft über Wasser halten. Und das, obwohl sowohl die Reichweite als auch die Nutzungsdauer des Internets noch immer steigt.
Ich denke, die Werbeindustrie muss hierauf endlich angemessen reagieren. Vielzu rar und von geringer Repräsentativität sind bisher durchgeführte Studien zur Werbewirkung im Internet. Hier besteht auf jeden Fall ein großer Bedarf, der vermutlich auch dazu führt, dass in Zukunft mehr Firmen sich dem Onlinemarketing und der Usability-Forschung widmen werden.
Die Form des Payd-Content, wie sie hier von der taz vorgelegt wird, scheint mir dabei nur eine von verschiedenen Strategien zur Finanzierung von professionellem Journalismus im Internet zu sein. Ob sich das Konzept langfristig etablieren kann, hängt m.E. entscheidend auch davon ab, wie die technische Entwicklung verläuft. Kein Unternehmen wird es sich leisten können, für jeden Smartphone-Hersteller ein eigenes Aplet zu entwickeln. Zudem ist es auch immer die Frage, wie die Konkurrenz sich entscheidet. Und da davon auszugehen ist, dass weiterhin viele Onlineredaktionen ihre Inhalte frei verfügbar anbieten, werden es Bezahlmodelle zumindest sehr schwer haben, sich gegen die kostenlosen Alternativen durchzusetzen. Ich persönlich rechne hier am ehesten sogenannten Micro-Payment-Systemen eine Chance aus. Wirklich lukrativ kann man aber den Qualitätsjournalismus im Internet nur gestalten, wenn sowohl die redaktionelle Seite als auch die Werbekunden, die Rezipienten sowie die Hard- und Software-Anbieter sich darauf besinnen, dass sie am selben Strang ziehen. Eine Richtungseinigung wäre auf Dauer weniger kräftezehrend als das ewige öffentliche Anfeinden (wie zum Beispiel bei Apple und Flash zu beobachten).